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Interview mit der E-Bike Manufaktur Coboc aus Heidelberg

E-Bike & Pedelec
06.03.2016 - von Julia Brinker
Max von Greenfinder mit Coboc eCycle

Die Edelschmiede Coboc aus Heidelberg verzückt die Welt der Design-Liebhaber und E-Bike-Fans seit nunmehr 4 Jahren. Dabei reicht der gute Ruf des jungen Startups mittlerweile in die ganze Welt. Nach einer ersten Serie des Modells "eCycle" hat Coboc die formschöne Produktpalette erweitert und bedient nun auch Pendler und solche, die es werden wollen. Ein Interview.

Max Scheffler und Linda Hafner von Greenfinder im Gespräch mit Pius Warken, einem der Gründer von Coboc.

Greenfinder: Zunächst einmal eine Frage zur Entstehungsgeschichte von Coboc: Wart ihr unzufrieden mit den damaligen Bikes auf dem Markt oder trieb euch der bloße Reiz an, hochwertige Produkte zu fertigen? Wie genau kam es zu der Idee, Coboc zu gründen?

Pius: So nicht unbedingt. Wir wollten uns schon immer selbstständig machen. Der E-Bike Markt wächst massiv. 2011 war der Markt noch viel kleiner. Heute weiß ich, das wir damals mit unserer Geschäftsidee aufs richtige Pferd gesetzt haben. Ich glaube nämlich, dass es heute viel schwerer ist, sich mit solch klassisch designten Bikes auf dem Markt zu etablieren. Ausserdem haben wir schon lange einen Bezug zum Fahrrad, ich zum Beispiel war Kurier. 

Greenfinder: Welche Bedeutung steckt hinter dem Namen Coboc?

Pius: Dahinter steckt keine bedeutende Geschichte. Bei der Namensfindung fanden wir ihn einfach passend, er stand auf einmal da. Wir füllen ihn mit unseren Produkten.

Greenfinder: Wie viel Einarbeitungszeit in die Materie und Prototypen gab es, bis das erste verkaufsfertige       E-Bike entstand? Welche anfänglichen Schwierigkeiten gab es?

Pius: Da wir unsere erste Markteinführung 2014 nach der Eurobike Gold Award hatten, errechnen sich ein paar Jahre Entwicklungszeit. Am Schwierigsten war es, den Antrieb auf den Rahmen anzupassen und umgekehrt. Wir wollten nämlich nicht wie andere Hersteller den Akku einfach oben drauf setzten, strikt und einfach mit einem Kabel verbunden. Prototyp-Runden gab es mindestens fünf bis sechs. Es war ein wachsender Prozess. Jetzt ist das Antriebssystem so weit, dass wir viel schneller in der Herstellung sind. Wir gehen jetzt mit mindestens zwei neuen Modellen an den Start.

Greenfinder: Was macht das Design von Coboc aus? Was habt ihr euch bei der Aufmachung gedacht?

Pius: In erster Linie die Verbindung von Rahmenbau und  der Antriebskomponente. Das bietet ein großes Marktpotenzial. Wir bauen keine Rentnerbikes, unser Designanspruch ist dynamisch, agil. Wir wollten die direkte Schnittstelle zwischen Fahrrad und Maschine bieten. Das E-Bike soll genau das machen, was man als Fahrer will, ohne Verzögerung.

Greenfinder: Ihr fertigt den Akku, die Bremsen und die Software eurer Räder selbst an. Wie lange dauert es, bis ein komplettes E-bike von Coboc gefertigt wird? Gibt es Unterschiede in der Fertigungsdauer je nach Modell?

Pius: Also wenn man alle Teile schön vor sich ausgebreitet liegen haben würde würde es sehr schnell gehen, in drei Stunden etwa. Mit Beschaffung und Software-Entwicklung sieht das ganze natürlich wieder anders aus. Das variiert aber auch stark. Als Start-Up ist man absoluter Newcomer in einem Markt, der besetzt ist von großen Herstellern. Da muss man erstmal Vertrauen beim Kunden aufbauen. Das braucht auch eine gewisse Zeit. Momentan bauen wir unser Vertriebsnetz aus.

Greenfinder: Dadurch, dass ihr das gesamte Antriebssystem speziell für eure E-Bikes baut, konntet ihr euch ich das notwendige Fachwissen zulegen. Besteht immer noch ein gewisser Ehrgeiz, die eigenen Produkte noch weiter zu optimieren? Sind neue Innovationen bei Coboc geplant?

Pius: Generell ist es uns wichtig, dass unsere Technologien, vor allem Rahmen-Geometrien und Antriebssystem solide sind. Das wollen wir auch so beibehalten. Denn schlanker gehts eigentlich nicht mehr die Form wird eher bleiben. Erweiterungen kann man sich immer überlegen, doch sie müssen immer rückwärtskompatibel sein. Einen Akku muss man immer austauschen können. Der Ehrgeiz besteht auf jeden Fall, die Produkte noch weiter zu entwickeln. Ich denke da an Cargo-Bikes und neue Connectivity Features. Unsere App ist schon entwickelt, es dauert aber noch, bis sie angewendet wird. Das ist also keine Zukunftsvorstellung mehr.

Greenfinder: Eure kleine Manufaktur ist im Kultur- und Kreativzentrum in der alten Feuerwache gelegen. Hat die Stadt Heidelberg Einfluss auf eure Arbeit? Haben ihr schonmal ein Coboc E-bike auf den Straßen Heidelbergs fahren sehen?

Pius: Heidelberg ist eine schöne Stadt. Zwar ist es jetzt keine technologisch prädestinierte Stadt, doch der Süden Deutschlands hat in dieser Hinsicht mehr zu bieten als andere Regionen. Zumal man Ruck-Zuck in Frankfurt ist, wo unser Batterielieferant sitzt oder auch in 2-3 Stunden im Ruhrpott. Man ist einfach gut angebunden, ansonsten hat die Stadt an sich wenig Einfluss auf unsere Arbeit. Und ja, wir haben viele Heidelberger Kunden, da sieht man schon mal das ein oder andere Bike auf den Straßen Heidelbergs fahren.

Greenfinder: In welcher Art von Fahrradgeschäften findet man Coboc E-Bike zu kaufen und wie stark seid ihr dem internationalen Markt vertreten? 

Pius: Wir gucken schon darauf, dass unsere Händler einen geilen Laden haben und nicht einfach der Radladen von nebenan sind. Denn da bei uns das Antriebssystem im Rahmen integriert ist, fällt dem Kunden oft garnicht auf, dass es sich hier um ein Elektro-Fahrrad handelt, wenn es zwischen all den anderen Rädern steht. Ein guter Point of Sale muss gewährleistet sein, darauf achten wir. Das geringe Gewicht kriegst du auch nur hin wenn du ein Antriebssystem dafür baust. In den DACH-Ländern und auch in den Benelux-Ländern sind wir bisher gut vertreten. Wir bekommen zwar einige Anfragen auch aus England, Finnland und anderen Ländern, hier müssen wir aber noch weiter den Schwerpunkt setzen. Da unser Coboc drive nicht gerade von Bosch ist, besteht da auch ein gewisser Erklärungsbedarf. In Deutschland ist man schnell irgendwo hingefahren (...um etwas zu reparieren oder zu warten. Anm.d. Red). Im Ausland ist das schwieriger.

Das geschieht nach und nach, da wir auch möchten, dass unsere Vertreter in dem jeweiligen Land Ahnung haben und sich gut mit unseren Bikes auskennen. Vorher macht Vermarktung dort keinen großen Sinn.

Greenfinder: Wir haben euer aufregendes Werbevideo des Coboc One eCycles gesehen. Auf welche Strategien setzt ihr in puncto Vermarktung eurer Produkte?

Pius: Das war unser erster richtiger Imagefilm, auf den wir sehr stolz sind. Wir haben darin alle mitgespielt und bis in den frühen Morgen auf Frankfurts Straßen gedreht. Damit wollten wir in erster Linie Aufmerksamkeit erregen und das Begehren unserer leichten und dynamischen Bikes vermitteln. Ansonsten verzichten wir auf jegliche Merchandise Gadgets für die Tonne, wir werben schlichtweg mit unseren Bikes als tolles Produkt an sich. Die Straßen sind unsere Werbebanner.

Karina: Coboc hat jetzt eine Namenstrategie. Wir setzen hier nicht auf Damen- oder Herrennamen wie andere Hersteller es tun, das funktioniert nicht so gut mit unseren Produkten, denn international wird dies ja nicht so gut verstanden. Wir identifizieren unsere Bikes mit hippen Szenenvierteln aus großen Metropolen. Eben dort, wo wir unsere Bikes fahren sehen würden. Wir sind ja jung und cool, also verwenden wir englische Namen! Dazu haben wir einen Workshop gemacht und definiert, wer eigentlich unser E-Bike fährt. Jeden Freitag entstehen coole Ideen zu unserer Zukunftsplanung in unserem „Kladderadatsch“.

Beispiele sind hier das Coboc Vesterbro - ein echter Alleskönner. ln dem dänischen Szeneviertel inspiriert uns die junge Bikerkultur. Vesterbro war mal ein typisches Arbeiterviertel jetzt eine cooles Trendviertel, in dem Emobility eine große Rolle spielt.

Oder das Cobo Soho. Der silberne Rahmen hat was pompöses, das ist ein Bike zum angeben.

In 8 Minuten schiesst du von der Lord Admiral Nelson Säule zum Charing Cross Theatre.

Greenfinder: Pius, wie gestaltet sich deine tägliche Arbeit bei Coboc?

Pius: Momentan sind wir 9 Leute. Da kümmert man sich um relativ viel, typisch Start-Up eben. Richtung PR mache ich sehr viel und auch für den Einkauf. Ich gehe auch mehrmals Täglich runter in die Manufaktur, das ist ganz gut, damit man nicht vor dem PC eingeht. Aber einen typischen Tagesablauf gibt es bei mir nicht.

Greenfinder: Fahrräder sind eure Passion. Fahrt Ihr selbst auch privat mit Coboc Bikes? Welche Strecken hast du zuletzt zurückgelegt?

Pius: Klar, ich besitze auch ein Coboc Bike und fahre jeden Tag damit hierher zur Arbeit. Wir haben hier auch eine geile Teststrecke, den Königstuhl. Meine Philosophie beim Fahren ist allerdings, das E-Bike nicht als Sportgerät zu nutzen, denn das würde auch nicht viel bringen, sondern eher als coole und neue Art der Fortbewegung. Es soll einfach Spaß machen.

Greenfinder: Welche verschiedene Reaktionen und Rückmeldungen bekommen Sie von erfahrenen Testfahrern oder Kunden auf Ihre E-Bikes? Was kommt besser an, der integrierte Akku oder das leichte Gewicht?

Pius: Die Testfahrer finden’s geil. Letztes Jahr waren wir auf der Designer’s Open in Leipzig, die Besucher haben unsere Bikes nonstop gefahren.

Für das eCycle und das Soho muss man schon gut Fahrrad fahren können, das sind dynamische Bikes.

Auf jeden Fall kommt besser an, dass die Bikes so leicht sind. Ich verstehe gar nicht, was der restliche Markt da nicht hinbekommt, damit man nicht sieht, dass es ein E-Bike ist. Das war nämlich gar nicht unsere Absicht, es sollte einfach schön sein.

Greenfinder: Die Coboc E-Bikes glänzen durch ihr Design und ihre Funktionalität. Würden Sie sagen, dass sie für jedermann in Frage kommen oder gibt es auch Radfahrer-Typen, die sich besser für ein anderes E-Bike entscheiden sollten und warum?

Pius: Da gibts welche, die fahren lieber ein Tiefeinsteiger-Modell. Wenn du ans eCycle einen Gepäckträger dranmachst ist das schon ein bisschen komisch, da sollte man sich lieber für was anderes entscheiden. Aber generell sind sie für Jedermann geeignet, der sich auf einem Fahrrad sicher fühlt.

Greenfinder: Vielen Dank Pius und Karina, für eure Zeit! Es war super interessant, ein paar Meter mit euren E-Bikes zu fahren und Einblicke in eure Manufaktur zu erhalten!

Mehr zu den tollen E-Bikes von Coboc gibt es in unserem großen E-Bike Vergleich oder auf der Website von Coboc

Linda von Greenfinder mit Coboc eCycle Die Manufaktur Coboc Anton von Coboc Pius von Coboc mit Max von Greenfinder Impressionen aus der Werkstatt von Coboc Impressionen aus der Coboc Manufaktur Ein Coboc Soho entsteht
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