Wie im vergangenen Sommer angekündigt, beginnt die BASF in diesem Monat, den werksinternen Pendelverkehr auf dem 10 Quadratkilometer umfassenden Gelände des Hauptstandorts Ludwigshafen von Mofas auf Pedelecs umzusatteln.
Der unverhofft winterliche Jahresbeginn hat einige erfreuliche Nachrichten mit sich gebracht. Das Jahr 2013 startet in Sachen eMobility unter einem guten Stern. Die BASF stellt auf E-Bike um!
Dieser Entscheidung war ein seit 2011 laufendes Testprogramm vorausgegangen, nach welchem die betroffene Belegschaft sich einhellig für mehr Bewegung und weniger Abgase ausgesprochen hatte. Gemäß dem Wunsch der Angestellten wurden also 1.500 E-Bikes angeschafft, welche nun peu à peu die bestehende Mofa-Flotte ablösen sollen. Der Konzern folgt damit konsequent seiner Strategie, nach und nach alle betrieblichen Bereiche auf ihre Ökoeffizienz hin zu analysieren und gegebenenfalls zu optimieren.
Unter Industrieunternehmen vergleichbarer Größenordnung stellt die BASF in Sachen green economy zwar weiterhin einen der wenigen Vorreiter dar und es bleibt abzuwarten, wie bald andere ihrem gesunden Beispiel folgen werden. Doch dass die Zeichen der Zeit in diese Richtung weisen, würde heute indessen keiner mehr ernsthaft zu bestreiten wagen.
So kann sich zum Beispiel die kleine, noch junge Firma LeaseRad aus Freiburg über mangelnde Anfragen nicht beklagen. Sie ist der in Deutschland bislang einzige Anbieter von Fahrradleasing-Konzepten und bekam in den letzten Jahren bereits diverse Preise für ihr Geschäftsmodell verliehen. Viele Interessenten, darunter auch Großunternehmen, lassen sich maßgeschneiderte Angebote zukommen. Allein die Aufträge bleiben aus.
Wie die „Zeit“ Ende des letzten Jahres berichtete, scheint das allgemeine Interesse mittelständischer Unternehmen an E-Bikes als Alternative zu Firmenwagen durchaus zu wachsen, ein Bewusstsein um die Vorteile durchaus schon zu bestehen.
Doch stehen der breiten Umsetzung heute noch konkrete Steuerschwierigkeiten im Wege. Ein Arbeitgeber, der heute ein (Elektro-)Fahrrad als Dienstfahrzeug bereitstellt, kann dieses nicht steuerlich absetzen wie er es mit einem Auto könnte. Ein entsprechender Gesetzesvorschlag ist im Herbst vom Bundesrat abgelehnt worden. LeaseRad-Gründer und Geschäftsführer Ulrich Prediger kontert mit dem Finanzierungsmodell „Jobrad“: Seine Firma tritt als Vermittler zwischen Fahrradhändler und Unternehmen auf. Der betreffende Angestellte lässt seinen Arbeitgeber einen gewissen Teil des Gehalts pro Monat einbehalten, der Arbeitgeber stockt diesen um ein Geringes auf, und die Leasingrate ist finanziert. Auf diese Weise kann die Steuereinschränkung umgangen werden (www.leaserad.de)
Von den fiskalen Hindernissen abgesehen und allem Interesse zum Trotz herrscht bei den Entscheidungsträgern offensichtlich noch ein gewisser Konservatismus vor, den eines Besseren zu überzeugen wohl noch ein wenig Zeit braucht. Wir drücken Prediger die Daumen, dass sich im Laufe des Jahres bereits etwas von diesem Bewusstseinswandel niederschlagen wird.
Der RWE-Konzern hat indessen seine Aktivitäten im Bereich eMobility intensiviert. Im Jahr 2012 wurden im Rahmen der Aktion „E-Bikes on Tour“ 3.300 Pedelecs für private Test-Ausflüge verliehen, auf welchen insgesamt 130.000 Kilometer, also im Schnitt 40 Kilometer pro Tour zurückgelegt wurden. Im Zuge dessen wurde der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Kommunen weiter gefördert. So wurden im Jahr 2012 annähernd 200 Elektrofahrräder und 75 Ladestationen an Städte und Gemeinden übergeben. Damit erhöhte sich die Gesamtzahl seit Beginn der Aktion im Jahr 2010 auf 640 E-Bikes und 300 Ladestationen. Neben dem Einsatz in der Freizeit sollen E-Bikes vermehrt als Verkehrsmittel im Alltag eingesetzt werden. So wurden mit dem Wettbewerb „RWE E-Bike Award 2012“ Projekte ausgezeichnet, die den intelligenten und langfristigen Einsatz von E-Bikes in Kommunen fördern. Sieger wurde die Hochschule Wismar, die eine innovative Lösung für die systematische Vernetzung von E-Bikes mit der Nahverkehrsinfrastruktur erarbeitet hat. Prämiert wurden zudem unter anderem die Stadtwerke Wedel mit dem Projekt „Vollautomatisches Verleihsystem Wedelecs“, bei dem es um den Verleih der Zweiräder über innovative Fahrradboxen geht. Um die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten von Elektrofahrrädern deutlich zu machen, bietet RWE Deutschland ihrer Belegschaft an, die RWE E-Bikes für Dienstfahrten oder in einem Modellversuch auch für die tägliche Strecke zwischen Wohnung und Arbeitsstätte zu nutzen.
Ebenfalls um die Vernetzung eines Verleihsystems von Pedelecs mit dem öffentlichen Nahverkehr bemühen sich derzeit einige Studenten in Aachen. Vor einer Woche rief die Gruppe „begeisterte und engagierte“ Kommilitonen dazu auf, am Projekt „1.000 E-Bikes für Aachen“ mitzuarbeiten. Die Idee ist, an einschlägigen Bushaltestellen Fahrradständer mit Ladestationen zu installieren, an welchen der busscheue Student über check-in/check-out ein Pedelec abholen und abgeben kann. Über einen geringen Semesterbeitrag von 10 € wäre bereits eine halbe Stunde Fahrt bezahlt, womit so ziemlich alle Strecken innerhalb der Stadt abgedeckt wären. Die Aufgaben des Teams reichen von der Entwicklung und Konstruktion der Räder und Stationen über das Entwerfen des IT-Systems zum Abwickeln der Verleihvorgänge bis hin zum Entwickeln des Geschäftsmodells. Eine ehrgeizige, aber lohnende Herausforderung. Wer sich von diesem Projekt angesprochen fühlt, findet unter folgendem Link eine eMail-Adresse der Verantwortlichen. Wir wünschen auch hier viel Erfolg und werden über weitere Neuigkeiten berichten!
Im Herbst sagte Umweltminister Altmaier: „In ein paar Jahren wird es angesichts der Umwelt- und Emissionsvorschriften Elektromobilität geben – oder es wird keine individuelle Mobilität mehr geben.“
Wohlan, dann macht aber auch! :)
Zuletzt noch ein paar Worte in eigener Sache: Wir freuen uns auf das einjährige Bestehen von Greenfinder zurückblicken zu dürfen. Pünktlich dazu werden wir unseren großen E-Bike-Vergleich starten, wo es auf Basis der europaweit größten E-Bike-Datenbank möglich sein wird, sich umfassend zu informieren und zu stöbern. Wir danken all unseren Lesern, Partnern und Mitarbeitern für ein spannendes und vielversprechendes Jahr!
Weiter so und bis bald!