AMSTERDAM, Niederlande - Laut dem Magazin Bike Europe beendet Mediamarkt in den Niederlanden sein Pilotprojekt beim Verkauf von Elektrofahrrädern. Das Projekt sollte klären, ob der Mediamarkt das Trendprodukt E-Bike zu einem kommerziellen Erfolg machen kann, nachdem die Läden in anderen europäischen Ländern auch mit dem Verkauf von E-Bikes begonnen hatten. Hat nicht geklappt.
Die englische Originalversion des Artikels von Jack Oortwijn ist auf Bike Europe erschienen.
Die Nachfrage war wohl nicht groß genug. Auf der Eurobike 2014 bahnten Mediamarkt-Vertreter in zahlreichen Gesprächen mit potenziellen E-Bike-Anbietern den Verkauf von E-Bikes an. Am 4. April 2016 begann Europas größter Einzelhändler für Unterhaltungselektronik mit über 700 Filialen in 14 Ländern mit dem Verkauf in sechs Filialen in den Niederlanden. Für seinen Piloten hat die Einzelhandelskette erfolglos versucht, eine oder mehrere Top-E-Bike-Marken zu engagieren. Der Verkauf begann mit einer Privat-Label-Marke. Neben den Verkäufen hat die Einzelhandelskette auch Reparaturdienstleistungen in ihren niederländischen Geschäften angeboten.
Dass das Unternehmen seinen Piloten sehr ernst genommen hat, wurde durch die Tatsache veranschaulicht, dass potenziellen Käufern eine kostenlose E-Bike-Probezeit von zwei Wochen angeboten wurde. Die Märkte hatten sogar eine Idee zur Probefahrt: Die Elektroräder wurden auf Laufrollen gestellt und mit Bildschirmen davor konnten interessierte Kunden die Fahrt auf verschiedenen Pedelecs oder E-Bikes quasi simulieren.
Mediamarkt sagt: "Wir wollten mit diesem Projekt herausfinden, ob wir mit preiswerten E-Bikes erfolgreich sein können. Fast ein Jahr später müssen wir leider feststellen, dass die Nachfrage zu gering ist, um die Kosten zu decken. "
Mediamarkt kommentiert weiter "Bis Juli dieses Jahres werden wir unsere Lagerbestände verkaufen. Das Unternehmen bedauert dieses Ergebnis und fokussiert nun auf die Erweiterung in populärere Kategorien wie zum Beispiel Erlebniswelten für Computerspiele oder Kaffee." Entsprechenden Quellen zufolge wurde das Projekt auch deswegen eingestellt, weil das Unternehmen sein Verkaufspersonal nicht auf das entsprechende Level an Fachwissen bringen konnte, das für den erfolgreichen Verkauf und die Wartung der Elektrofahrräder nötig ist.
Die sechs Mediamärkte in den Niederlanden verkaufen ihre Restbestände an E-Bikes verschiedener Marken bis Ende Juli. Dabei sind unter anderem Keola, Piaggio Wi, Matra, EVO und Mando. Elektrofahrräder werden auch über den Webshop von Mediamarkt in Deutschland verkauft. Hier werden die Elektrofahrräder unter den Markennamen Fischer, Segway, Prophete und Rex angeboten.
Auch wenn der Fachhandel in Europa den digitalen Wandel längst verschlafen hat, so ist das Beispiel aus den Niederlanden doch ein Indiz dafür, dass fachliche Beratung und Wissen essentiell sind für den erfolgreichen Verkauf eines beratungsintensiven Produkts wie dem Elektrofahrrad. Es reicht nicht, wenn der Verkäufer in der Großfläche weiß, dass ein Bosch Motor zuverlässig oder ein Karbonrahmen leicht ist. Um E-Bikes oder Pedelecs erfolgreich verlaufen zu können, muss man ein gewisses Maß an Fachwissen mitbringen und die Unterschiede der einzelnen Modelle anhand des Kundenbedarfs erklären können.
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