Seit gestern gibt es ein weiteres E-Bike Modell von ALDI Süd. ALDI Nord zieht am 01.06.2014 nach und verkauft das Pedelec für Sparfüchse zu 949 Euro. Die Diskussion über E-Bikes aus dem Discounter oder Baumarkt wurde in der Vergangenheit immer wieder geführt. Greenfinder untersucht das Tiefeinsteiger Aluminium-Rad.
Natürlich stellt ALDi die Räder nicht selbst her. Der für Handelsmarken bekannte Hersteller Prophete baut das E-Rad der Marke Cyco für ALDI. Cyco ist eine Marke der MIFA (Mitteldeutsche Fahrradwerke), einem der großen Fahrradkonzerne in Deutschland, bei dem Carsten Maschmeyer mit über 33% Anteilen der größte Einzelaktionär ist.
Der Motor heißt "e-novation" und wird ebenfalls von Prophete hergestellt. Der Fachmann erkennt bei genauerem Hinsehen, dass es sich um einen Bafang-Motor handeln könnte. Der Vorteil dieses Mittelmotors: Er kann nachgerüstet werden, ohne dass dabei der Rahmen großartig angepasst werden muss. Bafang zählt zu den kleineren Motor-Herstellern im E-Bike Segment. Mit 250 Watt Leistung erfüllt er den Pedelec Standard und beschleunigt das Elektrofahrrad von ALDI auf bis zu 25 km/h. Über das beleuchtete Display am Lenker kann der Fahrer die Trittunterstützung in fünf Stufen regeln und so an die Tagesform anpassen. Wer mehr in die Pedale tritt, der erhöht die Reichweite. Wer sich für die unterschiedlichen E-Bike Motoren interessiert, dem empfehlen wir unseren E-Bike Motoren Vergleich.
Der Akku des ALDI Pedelec ist vertikal hinter dem Sitzrohr verbaut und macht das Elektrofahrrad deutlich als solches zu erkennen. Diese Position begünstigt zwar den Schwerpunkt über dem Mittelmotor, ist jedoch optisch nicht die beste Lösung. Andere Modelle verstecken den Akku unter dem Gepäckträger. Positiv: der Akku ist abschließbar und herausnehmbar und erlaubt so ein Aufladen im Wohnraum. Mit 375 Wattstunden ermöglicht der Lithium-Ionen Akku von Samsung unter Idealbedingungen eine Reichweite von ca. 80 Kilometern. Das ist mehr als ausreichend für alle Fahrten, die man täglich mit diesem Rad erledigen möchte.
Wer nicht im Fahrradkeller wohnt, wird es schwer haben. Mit 28 Kilogramm Gewicht liegt das E-Rad von ALDI über dem Durchschnitt und lässt sich nur schwer tragen. Damit fällt es für ältere Menschen schon einmal aus. Fahrer über einer Körpergröße von 1,80 m werden mit der Rahmengröße von 46 Zentimetern zu kämpfen haben. Den Abmessungen und dem Gewicht nach zu urteilen eignet es sich also für kleinere Menschen mit viel Kraft oder solche, die das Elektrorad nie tragen müssen.
Bei einem Gewicht von 28 Kilogramm und einem durchschnittlichen Fahrergewicht von 70 Kilogramm sind mit dem ALDI E-Bike schnell 100 Kilo Gesamtgewicht unterwegs. Mit den günstigeren Felgenbremsen kann eine Verzögerung nicht so gewährleistet werden, wie das bei hydraulischen Scheibenbremsen der Fall wäre. Das Cyco Rad ist zugelassen für 150 Kilogramm Gesamtgewicht, es eignet sich theoretisch also auch für Fahrer mit 122 Kilo Körpergewicht. Praktisch wird es jedoch schwer, ein solches Gewicht bei schnelleren Fahrten mit einer Felgenbremse zu verzögern.
Die Nexus-Schaltung von Shimano erlaubt das bequeme Erklimmen von Steigungen und ist für ein City-Rad völlig ausreichend. Eine Suntour-Federgabel am Vorderrad macht das Fahren über holprige Straßen komfortabler. Das ALDI-Rad kommt mit Continental Pannenstop-Reifen, Beleuchtung und Nabendynamo, Gel-Sattel, Gepäckträger, Ständer und Rahmenschloss. Letzteres ist jedoch nicht wirklich zur Sicherung eines Elektrorads geeignet, hier empfiehlt sich ein Bügel- oder Kettenschloss.
Die Garantieleistungen klingen standardmäßig: 10 Jahre auf den Alu-Rahmen, 1 Jahr auf den Akku, 3 Jahre auf die Anbauteile. Das E-Rad ist steuer-, zulassungs- und führerscheinfrei. Angeblich bietet ALDI einen Vor-Ort-Service an. Wie der aussehen soll, können wir uns jedoch zum heutigen Zeitpunkt nicht wirklich vorstellen. In jedem Fall sollte man vorher klären, wer das Rad repariert, wenn mal etwas kaputt geht. Keinesfalls sollte man sich selbst an die Reparatur von Motor oder Akku machen, hier besteht Verletzungsgefahr!
Wer sich das ALDI Pedelec zulegen möchte, der kann es direkt im Supermarkt abholen. Hierbei sollte jedoch beachtet werden, dass das Rad erst noch fertig montiert werden muss, bevor es fahrbereit ist. Andernfalls sollte man ein großes Auto und viel Kraft mitbringen, um die 28 Kilogramm in den Kofferraum heben zu können. Wer also technisch versiert ist, ein komfortables E-Rad für die Stadt möchte und keinen großen Wert auf Gewicht legt, der kann sich an das Discounter-Bike wagen. Wir empfehlen jedoch immer eine Probefahrt, bevor man knapp 1.000 Euro ausgibt. Eine Probefahrt dürfte bei ALDI jedoch etwas schwieriger werden...
Unsere Empfehlung: Wer ein paar Euro drauflegt, der erhält ein zusammengebautes und gewartetes Elektrofahrrad beim Fachhändler, das genau auf den eigenen Bedarf abgestimmt ist. Das passende E-Bike findet man ganz einfach im E-Bike Vergleich von Greenfinder. Dort findet man auch über 339 Testberichte der Zeitschrift ElektroRad.
Hier kann man sich das ALDI E-Bike auf der ALDI Website anschauen
Für alle, die dem Discounter in Sachen E-Bike kein großes Vertrauen schenken, arbeiten wir gerade an der neuen Händlersuche. Dort kann man einfach den passenden E-Bike Händler in der Nähe finden und eine Beratung mit Probefahrt vereinbaren.