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IVONNE MICHEL: 4.000 KM AUF DEM E-BIKE TACHO

E-Bike & Pedelec
01.05.2019 - von Hanna Bugiel

Die "Neue Westfälische"-Redakteurin fährt seit über 9 Monaten auschließlich mit ihrem E-Bike und berichtet von ihrer persönlichen Erfahrung.

Bielefeld. So’n Mist: schon wieder ein Knöllchen. Nur, weil ich mal wieder zehn Minuten zu spät zum Auto gekommen bin. Mit dem ich eigentlich eh nur ungern zur Arbeit fahre. Aber bei Gegenwind und Regenschauern mittags wieder außer Puste und in Eile den Berg nach Hause hoch zu schnaufen (und nachmittags das gleiche Spiel nochmal), hält mich doch oft davon ab, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Einen Turbogang bräuchte ich. Wäre ein E-Bike die Lösung? Oder ist das unsportlich? Zumindest nicht gerade günstig. Ob sich das trotzdem lohnt?

Ein E-Bike? Ist doch nur was für Unsportliche, spotten einige meiner Freunde. Ich sehe es eher als sehr praktisches Fortbewegungsmittel an. Und unsportlich sehen sie ganz und gar nicht aus, die älteren Herrschaften, die mich vergnügt und ganz entspannt am Hang überholen oder weite Touren machen. Als sich dann auch noch mein Sportwagen-begeisterter Mann statt eines neuen Autos recht spontan ein schickes E-Bike zulegt, damit seitdem jeden Tag von Hoberge nach Halle in die Firma fährt und ganz begeistert ist, frage ich mich: Warum eigentlich nicht? Und fange an, mich ernsthaft umzuschauen.

Die Qual der Wahl


Ebay-Kleinanzeigen, Discounter, Fahrrad-Fachgeschäft: Das Angebot ist groß, der Preis sehr unterschiedlich. Obwohl ich sonst eher sparsam bin, viel gebraucht auf dem Flohmarkt kaufe, greife ich nach einigen Probefahrten und langem Hin- und Her dann doch tief in die Tasche und entscheide mich für den Kauf im Fachgeschäft vor Ort. Damit ich bei Bedarf immer einen Ansprechpartner habe. Außerdem: Wenn schon, denn schon. Schließlich habe ich Großes vor mit meinem E-Bike, will es wirklich viel nutzen. Und mich nicht ärgern, am falschen Ende gespart zu haben.

2.500 Euro zahle ich schließlich für mein schwarzes Cube-Mountainbike, verhandle dazu noch ein teures, hoffentlich diebstahlsicheres Marken-Fahrradschloss. Da bin ich ein gebranntes Kind: Ein angeschlossenes Mountainbike ist mir vor ein paar Jahren mal direkt vor der NW geklaut worden. Allerdings hatte ich es dummerweise auch über Nacht dort stehen lassen. Statt Rabatt jetzt außerdem im Preis meines neuen E-Bikes inklusive: Extras wie Lampen, Schutzbleche, Gepäckträger und Satteltasche. Im Nachhinein ärgere ich mich ein bisschen, dass ich nicht – wie meine Schwester später – auch noch kostenlose Inspektionen und Verschleißteile fürs erste Jahr mit rausgeschlagen habe. Aber zum Glück habe ich einen handwerklich geschickten Mann, der brav die abgefahrenen Bremsbeläge erneuert. Und freue mich über den leistungsstarken Akku, der je nach Zuschaltung der Unterstützung für bis zu 120 Kilometer ausreicht. Wenn’s mal knapp ist, nehme ich das leichte Ladeteil, das in jede Steckdose passt, einfach mit. Schon in einer halben Stunde ist zumindest ein Teil wieder aufgeladen.


Turbogang ist angesagt - bei Wind und Wetter


Mal eben zur Uni, dann hoch zur Musik- und Kunstschule und wieder rüber nach Jöllenbeck: Nahezu alle Reportertermine absolviere ich seit etwa einem Dreivierteljahr mit meinem neuen E-Bike - begeistert und bei Wind und Wetter. Im Stau brause ich an allen vorbei, flutsche durch die zahlreichen Baustellen im Innenstadtbereich hindurch, muss keinen Parkplatz suchen, tanke dabei frische Luft und habe schon mein tägliches Konditionstraining absolviert. Doch es gab auch Eingewöhnungsprobleme bei mir und kritische Sprüche von anderen.

Und nicht nur jetzt, wo's langsam wieder wärmer und trockener wird, schwinge ich mich täglich begeistert aufs Rad. Den ganzen Winter hindurch - selbst bei Schnee - hat's super funktioniert mit uns beiden. Mit den dicken Mountainbikereifen liegt mein E-Bike super auf der Straße, im Turbogang trotze ich Gegenwind und Regenschauern. Statt mittags k.o. und wieder mal zu spät nach Hause zu hechten, hole ich – wenn's schnell gehen muss – fix noch ein Menü vom Imbiss meines Vertrauens, schalte den Turbogang ein und empfange zuhause ganz entspannt meine Jungs zum (noch warmen) Mittagessen.

Immer mehr satteln um - und werden gefördert

Immer mehr Menschen im Bekanntenkreis sind dabei. Der Chef meiner Schwester lässt sein SUV stehen und fährt auch zu wichtigen Kundenterminen mit dem Rad. Der Nachbar, der ein Autohaus leitet und sonst immer mit dem Sportwagen unterwegs war, ist seit Kurzem ebenfalls überzeugter E-Bike-Fahrer. Viele Firmen wie Schüco, die Stadtwerke oder Arvato fördern das und unterstützen ihre Mitarbeiter bei der Anschaffung. Auch der Staat unterstützt E-Bike-Fahren: Die private Nutzung eines vom Arbeitgeber finanzierten Rads muss seit 1. Januar nicht mehr versteuert werden. Mitleidig winke ich der Kollegin, die mal wieder mit dem Pool-Fahrzeug vorm vollen Parkhaus steht und trotz Dauerparkausweis auf Einlass wartet. Was für eine Zeitverschwendung.

Manches ist gewöhnungsbedürftig

Viele Autofahrer schätzen die Geschwindigkeit eines E-Bikes falsch ein. Immer wieder hört man von Unfällen speziell mit E-Bike-Fahrern. Da muss man wirklich sehr vorausschauend und aufmerksam fahren. Und immer mit Helm. Mich daran zu gewöhnen, ist mir anfangs echt schwergefallen. Aber egal, auch das mindert meine Freunde am Fahren jetzt nicht mehr. Wünschenswert wären bessere Radwege: Da ist in vielen Teilen der Stadt, beispielsweise entlang der Detmolder Straße, noch viel Bedarf. Andererseits macht's auch Spaß, immer wieder neue Strecken zu testen und dabei bisher unbekannte Ecken der Stadt kennenzulernen.

Einfach näher dran

Aber nicht nur anerkennende Worte bekomme ich für meine neue Art der Fortbewegung. Es gibt auch echte E-Bike-Gegner. "Wie unsportlich ist das denn?", fragen sie. Finde ich nicht: Denn ohne Motor würde ich definitiv nicht so viele Strecken mit dem Fahrrad fahren, doch öfter das Auto wählen. Gerade, wenn die Termine eng getaktet sind. Und: Mit dem Rad bin ich einfach näher dran am Geschehen, kann sofort anhalten, Kamera und Notizblock zucken, wenn ich wie auf dem Weg zur Arbeit im Tierpark ein neugeborenes Fohlen entdecke, einen Busfahrer an der Haltestelle erblicke, den ich gerade noch für meine Umfrage gesucht habe - oder noch spontan schnell die Abiturienten interviewen, die im Kunsthallenpark in ihre letzte Schulwoche starten.

Fazit: Die Rechnung geht auf

Mit rund 2.500 Euro war mein Schätzchen bestimmt kein Schnäppchen. Aber die Investition hat sich gelohnt. Und wenn man die Kosten, die man allein für einen Innenstadtparkplatz, Spirit und Fitnessstudio spart, abzieht, geht die Rechnung voll auf. Sie merken: Ich bin absolut begeistert. Und freue mich zudem, mit so viel Spaß meinen Beitrag zur Verkehrswende zu leisten. Und wäre bestimmt auch ein sehr überzeugender E-Bike-Verkäufer. Ein Markt mit Zukunft.Alle Texte zur Mobilitätswende in Bielefeld hier.


Quelle: Neue Westfälische 2019

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