Vor einigen Jahren waren elektronisch angetriebene Mountainbikes noch nicht denkbar. Spätestens seit der Eurobike 2014 sind die E-MTBs jedoch nicht nur salonfähig, sondern neuester Trend. Dennoch polarisieren elektronisch angetriebene Mountainbikes die MTB-Szene: Widerspricht die elektronische Unterstützung dem Grundgedanken, den Berg mit eigener Muskelkraft zu bezwingen? Oder hilft die technische Aufrüstung, älteren Radlern den Spaß am Mountainbiken zu erhalten und andere Zielgruppen dafür zu begeistern? Lesen Sie in unserem Ratgeber alles über E-Mountainbikes: Daten und Fakten, Vor- und Nachteile und die Top-Modelle und Testsieger.
Für einige Zielgruppen ist es durchaus sinnvoll, sich eine Unterstützung zur eigenen Tretkraft zu holen. Auch ein E-MTB bewahrt nämlich nicht vor eigenem Muskeleinsatz: der Motor der MTB-Pedelecs unterstützt nur proportional zur eigenen Tretkraft. Auch E-Mountainbiker müssen eine große Leistung erbringen, um den Berg zu erklimmen. Ausdauertraining, Muskelaufbau, Training des Lungenvolumens und Schwitzen sind hier genauso Programm wie beim normalen MTB-Fahren. Zudem können E-MTBs motivieren, da man größere Distanzen leichter und schneller zurücklegt. Auch etwas untrainierte Sportler genießen so das Fahren durchs Gelände und die Aussicht vom Gipfel. In ungleich trainierten Gruppen kommen alle auf ihre Kosten: Mit einem E-Mountainbike können Schwächere den Anschluss halten, während die anderen Tempo machen. Falls beim Fahren eher das Erleben, die Bewegung an frischer Luft und der Spaß am Mountainbiken im Mittelpunkt stehen, kann ein E-Mountainbike die richtige Alternative für Sie sein!
Ein E-Mountainbike ist ein Mountainbike mit elektrischer Unterstützung. Je nach Einstellung und gewählter Stufe unterstützt der elektrische Hilfsmotor die Eigenleistung des Radfahrers schwächer oder stärker – die höchste Unterstützungsstufe kann die eigene Trittkraft mit bis zu dreifacher Kraft verstärken. Wie auch bei normalen E-Bikes kann man zwei Arten von E-Mountainbikes unterscheiden: Pedelecs und S-Pedelecs (Pedelec 25 und Pedelec 45). Bei den Pedelec 25 unterstützt der Motor den Fahrer nur mit 250 Watt Leistung bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h, die stärkeren Motoren der S-Pedelecs leisten bis zu 500 Watt und unterstützen den eigenen Tritt bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h.
E-Mountainbikes sind aufgrund der komplexen Technik und der robusten und anspruchsvollen Ausstattung generell teurer als herkömmliche MTBs oder Elektrofahrräder. Die Kosten eines E-Mountainbikes richten sich nach dem Modell und der Ausstattung und beginnen bei ca. 2.000 Euro. Die günstigere Version sind sogenannte Hardtails, die nur an der Vordergabel gefedert sind. Vollgefederte Mountainbikes, sogenannte Fullsuspension Bikes sind erst ab ca. 3.000 Euro erhältlich. Grundsätzlich gilt: je mehr Technik und zusätzliche Komponenten am E-Bike, desto teurer wird es am Ende. Glücklicherweise gibt es für teure Fälle das E-Bike-Leasing.
Die Reichweite eines E-Mountainbikes wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst: ausschlaggebend sind neben der Akkukapazität auch Gewicht, Streckenprofil und die Höhe der Unterstützungsleistung. Die Reichweite eines Akkus liegt in der Regel zwischen 20 km bei voller Unterstützung und 70 km bei leichter Unterstützung. Am besten sollte am E-MTB ein Display angebracht sein, das die restliche Reichweite und den Akkustand anzeigt. Aufgeladen wird der Akku einfach an einer Steckdose oder Ladestation. Dazu muss er meist vom Rad genommen werden, was mit wenigen Handgriffen erledigt ist. Je nach Ausführung muss der Akku circa zwei bis fünf Stunden aufgeladen werden. Für E-Mountainbiker, die auch auf der Tour in den Bergen versorgt sein wollen, gibt es immer mehr Ladestationen wie zum Beispiel vom Betreiber BikeEnergy.
Durch den Elektromotor und den Akku bringt ein E-Mountainbike wesentlich mehr Gewicht auf die Waage. Bei Gewichten über 20kg leidet neben der Wendigkeit auch das Handling des Bikes, vor allem wenn man das Fahrrad über Hindernisse oder die Treppe hoch tragen möchte. Beim Fahren im Gelände wird das größere Gewicht jedoch durch den E-Antrieb wieder ausgeglichen: bergauf erleichtert der Motor die Arbeit enorm, bergab stört das zusätzliche Gewicht nicht, da es günstig am Rad platziert ist. Daher beeinflusst das zusätzliche Gewicht das Fahrverhalten und Vergnügen nur minimal, wichtiger ist eine durchdachte Ausstattung!
Wichtige Komponenten am E-Mountainbike sind zuverlässige Bremsen, die das erhöhte Zusatzgewicht gut abbremsen. Hier empfehlen sich die hydraulischen Scheibenbremsen (z.B. Magura), die nahezu jeder professionelle Hersteller verbaut. Auch die Federung und die Dämpfer sollten auf die höhere Belastung ausgelegt sein. Das Fahrwerk hat große Auswirkungen auf das Fahrverhalten und sollte daher von Belastbarkeit und Größe exakt auf den Fahrer abgestimmt sein, da es sonst leichter zu Fahrfehlern oder Unfällen kommen kann.
Der Markt an E-Mountainbikes ist in den letzten Jahren stark gewachsen und jeder namhafte Hersteller führt mittlerweile auch E-MTBs. Die Modelle der elektrisch unterstützten Mountainbikes haben die gleiche Ausstattung wie nicht-motorisierte Mountainbikes und unterscheiden sich ebenfalls nach der Federung: Hardtails sind nur vorne gefedert. Fullsuspension Bikes oder „Fullys“ sind vollgefedert, das heißt sie haben eine zusätzliche Heckfederung. Die Motorisierung erfolgt entweder durch einen Hintermotor oder einen Mittelmotor. Wer sich die Modellvielfalt einmal genauer anschauen möchte, der findet knapp 1.000 E-MTB Modelle von allen Herstellern im großen E-MTB Vergleich von Greenfinder
Bei Hardtails ist nur die Vordergabel gefedert, während der Hinterbau starr und ungefedert ist. Wegen der geringeren Ausstattung ist es leichter und weniger wartungsintensiv als die Fullys. Der starre Rahmen des Hardtails leistet eine maximale Kraftübertragung und ist daher vor allem für den Ausdauer-Rennsport geeignet. Stöße und Schläge kann es nicht so maximal abfedern wie das vollgefederte E-Mountainbike. Bei einem Hardtail ist eine gute Fahrtechnik unabdingbar. Mehr Infos gibt hierzu es zum Beispiel in speziellen Kursen bei Mountainbike-Fahrschulen wie RidingStyle aus Heidelberg, wo Profis wie Fabian Arzberger Ihr Wissen an interessierte Biker weitergeben.
Vollgefederte E-Mountainbikes oder Fullys bieten durch die Vollfederung einen hohen Fahrkomfort, auch abseits befestigter Wege und bei sehr unwegsamem Gelände mit grobem Schotter, Steinen und Wurzeln. Die zusätzliche Heckfederung bietet bei großen Hindernissen mehr Ausgleich und der Dämpfer federt Schläge vom Untergrund ab, so dass sie nicht direkt der Fahrer abbekommt. MTB-Modelle wie "All Mountain", "Enduro", "Freeride" und "Downhill" sind immer vollgefedert und zunehmend auf anspruchsvolle Abfahrten ausgerichtet. Das resultiert auch in wachsenden Federwegen bis zu 250 mm und einem größeren Gesamtgewicht. Dadurch bietet das Fully mehr Fahrkomfort und ist auch für sehr schwieriges Gelände geeignet.
Bei den E-MTBs gibt es sowohl Heckmotoren als auch Mittelmotoren. Heckmotoren sind nur noch vereinzelt bei Hardtails zu finden, was allerdings durch die ungleiche Gewichtsverteilung Nachteile im Fahrverhalten mit sich bringt. Der Mittelmotor hat sich vor allem bei den vollgefederten Modellen etabliert, da er die Hinterbaufederung nicht behindert. Der Mittelmotor ist beim Tretlager angebracht und ermöglicht durch die ideale Gewichtsverteilung auch die Nutzung normaler Schaltungen. Die ausgewogene Gewichtsverteilung gewährleistet zudem ein sehr gutes Fahrverhalten im Gelände. Die bekanntesten Hersteller dieser Antriebe sind Bosch, Brose, Yamaha, Impulse und Shimano.